Mode kommt nie aus der Mode

165 Jahre Modehaus Linse in Bopfingen

„Eigentlich hat es das Modehaus Linse in Bopfingen gefühlt schon immer gegeben. Und eigentlich kann man sich Bopfingen ohne uns gar nicht vorstellen", Firmenchefin Sigrid Fried freut sich sichtlich über das 165jährige Firmenjubiläum, auch wenn vieles was geplant war Corona zum Opfer fiel oder in einer kleineren Variante stattfand. „Auf die 165 Jahre kann man getrost noch ein paar Jährchen drauf packen", stellt sie in den Raum und reicht die Erklärung prompt nach. „1714 findet sich im Stammbuch die erste Erwähnung unserer Familie als Rotgerber*, über 170 Jahre später, 1855 gründete mein Ur-Ur-Großvater ein Unternehmen. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass er vorher schon in diesem Bereich gearbeitet hat. Da müssten wir nur ein bisschen tiefer in unsere Archive eintauchen", stellt sie fest und fügt mit einem Lachen hinzu: „Aber ich finde, 165 Jahre klingt auch schon ganz gut!"

Zum Modehaus wurde das Unternehmen erst in den 1970er Jahren. Sigrid Frieds Ur-Ur-Großvater gründete zunächst eine Leinenweberei. Daraus wurde im Laufe der Jahre ein Geschäft für Weißwaren, also für Bett-, Tisch- und Unterwäsche. Nach und nach kam immer etwas mehr dazu, bis es in den 1970er Jahren fast alles gab. „Früher war unser Laden noch ein sogenannter Vollsortimenter. Bei uns bekamen die Leute nicht nur Herren-, Frauen-, und Kinderkleidung, sondern auch Tischdecken, Socken, Kurzwaren und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Wir waren wie ein Kaufhaus", erzählt die Seniorchefin. Die „grande dame de la mode", wie sie von vielen Bopfingern schlicht und ergreifend genannt wird, stieg vor 50 Jahren in das Familienunternehmen. Mit Leib und Seele lebt sie Mode, hat sie zu ihrer Leidenschaft gemacht und ist so zu einer Institution geworden. Bis heute reist sie gerne und regelmäßig selbst zu den großen und angesagten Modemessen in ganz Deutschland.

Immer auf Augenhöhe mit dem jeweiligen Trend und dem sicheren Gespühr, was die Kundschaft anspricht. Mit Geschmackt und Kompetenz stellt sie die Kollektionen zusammen, die sich wenig später im Modehaus finden. Trendig, variabel und qualitativ hochwertig. Mit viel Leidenschaft und Hingabe für die Mode führt sie das Familienunternehmen immer noch sicher – auch durch unruhige Zeiten. Unterstützung findet sie in ihrer Schwiegertochter, die die Bopfinger Modeexpertin im Tagesgeschäft unterstützt. „Ich hoffe doch sehr, dass meine Schwiegertochter später einmal den Laden übernimmt. Doch zwingen kann man in der heutigen Zeit niemanden, ein solches unternehmerisches Wagnis einzugehen", räumt sie ehrlich ein. „Die Zeiten in der Mode haben sich eben verändert. Unser Branche hat mit der immer größer werdenden Konkurrenz durch den Online-Handel hart zu kämpfen." Die Konsequenz zeigt in Bopfingen deutliche Spuren. Von den ehemals sechs Textilgeschäften ist das Modehaus Linse, das einzige, das noch besteht. Stimmige und hochwertige Kollektionen, dazu passende Accessoires und der Sachverstand in Sachen Mode sowie die Persönlichkeit von Sigrid Fried, das alles in der Summe macht es aus, weshalb so viele aus der Stadt und der Umgebung zu den Stammkunden des Bopfinger Modehauses zählen. Dass sie selbst für Mode brennt, versteht sich selbstredend. Sie liebt es edel, zeigt durchaus Farbe in ihrer Garderobe und unterstreicht damit ihre Persönlichkeit. Den Beruf zur Berufung zu machen, auf Sigrid Fried trifft das wohl wie auf keinen anderen zu. Sie ist erfolgreiche Unternehmerin, versierte Modeeinkäuferin, aufmerksame Beraterin, sie ist stilsicher, hat ein Auge für Details und sie ist untrennbar mit dem Modehaus Linse verbunden.